Die Israelitische Religionsgesellschaft ist eine strikt orthodoxe jüdische Gemeinschaft, die 1927 aus der Israelitischen Gemeinde Basel hervorging. Sie ist als Verein organisiert.
Die Israelitische Religionsgesellschaft (IRG) wurde 1927 gegründet. Sie ging aus der grösseren Israelitischen Gemeinde Basel hervor. Arthur Cohn, seit 1885 der erste Basler Rabbiner, war durchdrungen von der Verpflichtung, ein toratreues Judentum zu bewahren, ohne Konzessionen an die zu jener Zeit im Vormarsch befindlichen Reformbestrebungen. Er richtete sich 1911 mit der Forderung der Schaffung einer Organisation der gesetzestreuen Judenheit an die Öffentlichkeit. Er gründete die «Stiftung Israelitisches Lehrhaus» und den «Schomre Thora Männerverein» gemeinsam mit Sally Guggenheim. Zudem war er beteiligt an der Gründung des Vereins «Schomre Schabbos», aus dem dann 1927 die IRG entstehen sollte.
Zuvor, im Jahr 1923, war Guggenheim aus der IGB ausgetreten und hatte jeweils in seinem Privathaus ein Sabbatgebet organisiert. 1924 hatte er die Liegenschaft Thannerstrasse 60 erworben und dort eine Mikwe eingerichtet, worauf am 1. November der erste Gottesdienst stattfand. Der gesundheitlich bedingte Rücktritt des orthodoxen Rabbiners Cohn 1925 und sein Tod im Jahre 1926 beschleunigten die Entwicklung der Gründung der neuen Gemeinde, der IRG, im folgenden Jahr.
1929 wurde die Synagoge an der Ahornstrasse eingeweiht. In den ersten Jahren wirkten auswärtige Rabbiner zeitlich für die IRG. In der Generalversammlung vom 27. November 1932 wurde Dov Jehudo Schochet zum Rabbiner der Gemeinde gewählt. 1933 wurde die Talmud Tora-Schule gegründet. In den folgenden Jahren entwickelte die Gemeinde grosse Aktivitäten, um die Bildung aller Altersklassen ihrer Religionsschule zu fördern. 1997 wurde die Kolel Basel gegründet, eine Bildungseinrichtung für Erwachsene.
Die IRG basiert auf dem jüdischen Religionsgesetz, wie es in der Tora gemäss Schulchan Aruch enthalten ist. Der Schulchan Aruch (hebr. «gedeckter Tisch») ist ein von Josef Karo verfasstes halachisches Handbuch.
Das Ziel von Kolel Basel ist es, ein intensives Studium der jüdisch-mündlichen Lehre zu ermöglichen und Lehrkräfte als Rabbiner, Lehrer sowie Verantwortliche in der Jugenderziehung auszubilden.
Die Gemeinde gibt gemeinsam mit der IGB eine Koscherliste heraus, in der alle Produkte des täglichen Bedarfs, die in nicht-jüdischen Geschäften verkauft werden, nach den Kaschrut-Regeln beschrieben werden. Die interne Bibliothek der IRG ist in einem Nebenraum der Synagoge. Ein jüdischer Kindergarten wurde aus Kreisen der IRG gegründet, ebenso die jüdische Primarschule «Beïs Sefer» und die jüdische Mittelschule. Neben dem Unterricht gemäss dem Basler Schulgesetz wird ein intensives jüdisches Programm (Mittelschule: 15–20 Stunden pro Woche) angeboten.
Die Synagoge befindet sich an der Ahornstrasse 14 in einem von aussen unscheinbaren Haus. Sie hat etwa 120 Männer- und 125 Frauenplätze. Im 1. Stock sind Sitzungszimmer und das Gemeindebüro. Neben der Synagoge im Erdgeschoss befindet sich ein Hörsaal.
Für die Seelsorge sind der Rabbiner und der Vorstand zuständig. Aguda ist eine Vereinigung religiöser jüdischer Personen, deren Ortsgruppe von Basel kulturell und sozial tätig ist. Auch der Jüdische Frauen-Hilfsverein betätigt sich sozial. Für alles, was mit Tod und Bestattung zu tun hat, ist die Chewra Kadischa (hebr. «heilige Gesellschaft» / auch «heilige Bruderschaft») bzw. die Frauenchewra besorgt, die gemeinsam mit der IGB geführt wird.
Die IRG ist ein Verein nach ZGB, der am 18. Dezember 1927 ins Handelsregister eingetragen wurde. Nur männliche Mitglieder sind stimm- und wahlberechtigt und in den Vorstand wählbar. Mehr zur Gleichstellungssituation in dieser Gemeinschaft hier. Die Mitglieder leben nach den Gesetzen der Tora. Innerhalb der Gemeinde bestehen für die verschiedenen Bereiche Kommissionen.
Die IRG hat im Kanton Basel-Stadt freiwillig darauf verzichtet, als öffentlich-rechtliche Körperschaft anerkannt zu werden. Nach aussen vertritt die Israelitische Gemeinde Basel die Interessen aller jüdischen Personen des Kantons.
Die Mitgliederbeiträge beruhen auf einer Selbsteinschätzung gemäss dem Einkommen. Ein wichtiger Teil der Einnahmen sind zusätzliche freiwillige Spenden. Die Verwaltung des Geldes geschieht wie in Vereinen üblich. Die Jahresrechnung ist für Mitglieder offen.
Die IRG zählt etwa 250 Personen. Davon sind etwa 50 Männer, 70 Frauen und 130 Kinder und Jugendliche (Stand 2022).
Die IRG unterhält mit der Israelitischen Gemeinde Basel ein gutnachbarliches Verhältnis. Ihr überlässt sie allfällige interreligiöse Kontakte.
Die IRG informiert ihre Mitglieder mittels Rundschreiben oder Bekanntmachung in der Synagoge. Die Gemeinde legt Wert darauf zu betonen, dass sie Mission in jeglicher Form ablehnt. Die IRG will in Frieden das wahre Judentum im Sinne der Überlieferung leben.
Israelitische Religionsgesellschaft Basel
Ahornstrasse 14, 4055 Basel
Tel. 061 302 14 34 (Rabbinat)
Mail: irgbasel@gmail.com