Das Christentum ist die zweitjüngste monotheistische abrahamitische Religion. Alle Religionsgemeinschaften, die auf Jesus Christus zurückgehen, werden zum Christentum gezählt. Ihre Wurzeln gründen im Judentum, doch ChristInnen glauben, dass der im Judentum erwartete Messias in Jesus Christus bereits erschienen ist, gekreuzigt wurde und wieder auferstanden ist. Zentral ist der Glaube an den einen Gott, der sich den Menschen offenbart hat. Seine Offenbarungen und seine Geschichte mit den Menschen sind in der Bibel festgehalten. Bis zum 15. Jahrhundert war das Christentum in Europa die dominierende Religion, durch die Kolonialisierung verbreitete es sich jedoch global. Heute zählt das Christentum weltweit rund zwei Milliarden Gläubige und bildet damit die grösste Religion.
Kurz vor dem Jahre 30 n.C. begann ein jüdischer Rabbi Namens Jesus von Nazareth als Wanderprediger zu wirken. Er erhoffte sich die Welt von allem Bösen zu befreien. Seine Botschaft war, dass das Reich Gottes nicht den Reichen und Hochmütigen gehörte, sondern den Armen, Schwachen und Friedfertigen. Jesus bekräftigte seine Botschaft durch sein Handeln: Während der jüdische Glaube Nichtjuden und «Sünder» von der Erlösung ausgenommen hatte, hiess Jesus alle willkommen, indem er mit Ungläubigen und Ausgegrenzten das Mahl teilte. Die biblischen Berichte sind voll von Geschichten über Jesus als Helfer und Heiler.
Laut der Lehren Jesu herrschte nun Gottes Reich über Himmel und Erde. Er widersprach damit dem jüdischen Glauben, demzufolge das Reich Gottes den Höhepunkt der Weltgeschichte darstellte. Laut Jesu trete das Reich Gottes erst zu einem späteren Zeitpunkt ein und löse alle gegenwärtigen Königreiche ab. Die Menschen hätten bis dahin Zeit sich für das Reich Gottes zu entscheiden, ihren Glauben zu leben und sich damit einen Platz im Himmelreich zu sichern. Diese Vorstellung vom «Anfang des Endes» spaltete Jüdische und christliche Gläubige. Jesu' Gegner verurteilten ihn schliesslich bis zum Tode am Kreuz. Nach seinem Tode soll er jedoch zu Gott auferstanden sein. Für ChristInnen besteht darin der Beweis, dass ein Leben nah dem Tod besteht, auch wenn es dabei nicht vordergründig um die körperliche Auferstehung geht, sondern vielmehr um die Seele, die im Zentrum der christlichen Lehre steht. Diese Seele aller Gläubigen lebt bei Gott im Himmel weiter.
Der christliche Glaube ist monotheistisch, das heisst die Anhänger der Religion glauben an nur einen Gott. Dennoch glauben ChristInnen, dass Gott drei Gestalten verkörpert: Gott, Jesus als der Sohn Gottes und der Heilige Geist. Der heilige Geist wurde von Jesus ausgesandt, damit Gott stets bei den Gläubigen ist, nachdem Jesus zu seinem Vater zurückgekehrt ist. Die Frage wie sich die Dreieinigkeit mit dem Glauben an einen einzigen Gott vereinbaren lasse, wurde bereits in der frühen Kirchengeschichte intensiv diskutiert. Eine erste antitrinitarische Bewegung (gegen die Vorstellung der Dreieinigkeit) entstand im 16. Jahrhundert. Innerhalb der protestantischen Theologie hat die Lehre im 20. Jahrhundert jedoch wieder an Bedeutung gewonnen.
Die «Heilige Schrift» oder «die Bibel» bildet ein wesentliches Fundament des christlichen Glaubens. Das Buch besteht aus dem Alten Testament, das die Geschichte des jüdischen Volkes vor Jesus Christus beschreibt und dem Neuen Testament, in dem das Leben und Wirken von Jesus Christus gemäss seinen Aposteln festgehalten ist. Die verschiedenen Schriften sind wiederum in mehrere Kapitel unterteilt. Das so genannte «Buch der Bücher» gilt als das weltweit am meisten verbreitete Buch. Es wurde in unzählige Sprachen übersetzt und mehrfach neu überarbeitet. Dies führte unter anderem zu unterschiedlichen Interpretationen und Auslegungen innerhalb des Christentums. Viele ChristInnen widmen sich dem täglichen, individuellen oder gemeinsamen Bibelstudium und fühlen sich dadurch ermutigt. Die Pfarrpersonen lesen Bibelverse vor oder predigen über ein Thema aus der Bibel. In vielen christlichen Gemeinden bilden sich Hauskreise oder Gesprächsgruppen, in denen unter anderem gemeinsam in der Bibel gelesen wird.
Je nach christlicher Konfession oder Glaubensrichtung bestehen grosse Unterschiede in den Gebetsformen. Das «Vaterunser», respektive das «Unser Vater» gilt hingegen als das am weitesten verbreitete, bekannteste und älteste Gebet im Christentum. Wie im Matthäus- und Lukas-Evangelium erwähnt, hat Jesus dieses Gebet seinen Jüngern gelehrt. Zum christlichen Alltag gehören auch Tischgebete sowie Gebete in Form von (Kirchen)-Liedern, Lobpreis und Psalmen. Während in evangelischen Freikirchen persönliche und frei formulierte Gebete zu Gott bevorzugt werden, sind in anderen Konfessionen vorformulierte, liturgische Gebete üblich, wie unter anderem das Rosenkranz-Gebet. Viele ChristInnen falten beim Beten üblicherweise die Hände und schliessen die Augen, KatholikInnen bekreuzigen sich und knien nieder, wiederum andere halten die Hände beim Gebet und Lobpreis in die Höhe. «Andacht» bezeichnet im Christentum die Hinwendung zu Gott meist mit bestimmten Gebeten, Gesprächen oder in Form von «Meditation». Besonders bei den mystischen Strömungen im Christentum haben Meditationspraktiken eine lange Tradition.
Das sakrale Bauwerk der ChristInnen ist die Kirche. Nach römisch-katholischem Glauben wird diese durch den Bischof geweiht und ist folglich heilig. Nach evangelisch/reformiertem Glauben sind die Bauten nicht heilig, sie werden «gewidmet». Zum christlichen Gottesdienst in der Kirche versammelt sich die Gemeinde meist an einem Sonntag, dem wöchentlichen Feiertag. Den Evangelien zufolge ist Jesus Christus an einem Sonntag auferstanden, was seither an diesem Tag gefeiert wird. Der traditionelle Ablauf des Gottesdienstes (Liturgie) umfasst Gebet, Schriftlesung, Abendmahl (evang.) und Eucharistie (kath.) wobei nicht jeder Gottesdienst mit Abendmahl/Eucharistie gefeiert wird.
Mit den Sakramente werden ChristInnen «wirksame Gandenmittel» gespendet, welche über kultische Handlungen ausgeführt werden. Dieses äussere Zeichen sollen eine Verbindung zwischen Gott und den Menschen ausdrücken. Die verschiedenen christlichen Denominationen zählen je unterschiedlich viele Sakramente. Während die katholischen und Orthodoxen Kirchen sich auf sieben Sakramente stützen (Taufe, Firmung, Busse, Eucharistie, Priesterweihe, Ehe, Krankensalbung) zählt die evangelisch-reformierte Kirche lediglich die Taufe und das Abendmahl als Sakramente.
Im Christentum gibt es zahlreiche religiöse Symbole und Objekte. Das wichtigste und wohl bekannteste aller Symbole ist das Kreuz, welches an Jesus Christi Kreuzestod erinnert. Verschiedene Kreuze hängen unter anderem in Kirchenräumen, werden als Halsketten getragen oder als Wandschmuck verwendet. Der Fisch gilt als eines der ältesten christlichen Symbole. Bereits den Urchristen diente der Fisch als wesentliches Erkennungsmerkmal ihres Glaubens. Heute sind die Autoaufkleber mit Fischzeichen weit verbreitet, womit die Zugehörigkeit zum christlichen Glauben zum Ausdruck gebracht wird. Die Innenräume vieler Kirchen sind zudem häufig geschmückt mit biblischen Bildern. Ein weiterer zentraler Gegenstand im Christentum, wie auch in vielen anderen Religionen, bildet die Kerze, welche Licht in die Dunkelheit bringt. Sie wird sowohl in der Kirche als auch im privaten Bereich bei Festen angezündet. Neben verschiedenen weiteren Symbolen zählt der Rosenkranz zu den populären, katholischen Gegenständen.
Jesu' Tod ist für ChristInnen Sinnbild für die Hoffnung, dass auch sie dereinst auferstehen, in das Paradies eingehen und von ihren Sünden erlöst ein ewiges Leben bei Gott haben werden. Für im Sterben liegende ChristInnen wird oftmals ein Ritus, wie die Kommunion, Krankensalbung oder Segnung erwünscht. Lange Zeit galt die Erdbestattung die als einzig richtige Bestattungsform für ChristInnen. Im 20. Jahrhundert hat sich die Feuerbestattung durchgesetzt. Die Bestattung bginnt mit einem Gottesdienst in der Kirche. Anschliessend wird der verstorbene Mensch in einer Prozession zum Grab begleitet, wo er im Sarg oder Urne versenkt wird.
Im Christentum haben sich eine Vielzahl an Strömungen herausgebildet. ChristInnen sind in mehreren hundert Kirchen und Gemeinschaften organisiert, die sich nur teilweise gegenseitig anerkennen. Im folgenden werden die drei grössten Konfessionen, die Römisch-Katholische Kirche, die Kirchen der Reformation und einige ihrer Hauptströmungen sowie die ostkirchlichen Orthodoxen Kirchen beschrieben.
Innerhalb des Christentums ist die Römisch-Katholische Kirche weltweit nicht nur die zahlenmässig stärkste (in unserer Region die zweitstärkste) sondern auch die einheitlichste und stabilste Kirche. Ob in Bottmingen, Indien oder Südamerika, sind Hierarchie und Liturgie identisch. Alle unterstehen dem Papst. Bis kurz vor dem 2. Vatikanischen Konzil war sogar die liturgische Sprache (Latein) überall dieselbe.
Trotzdem darf nicht von DER katholischen Kirche gesprochen werden, sondern es muss präzisiert werden. Neben der Römisch-Katholischen Kirche gibt es seit dem letzten Jahrhundert auch die kleine Christkatholische Kirche. Sie entstand aufgrund des Unfehlbarkeitsdogmas des Papstes im Jahr 1870. Eine spezielle Stellung hat die von Marcel Lefebvre begründete «Priesterbruderschaft St. Pius X». Sie betrachtet sich selbst als Teil der Römisch-Katholischen Kirche. Durch die eigenmächtige Weihe von Bischöfen steht sie in Spannung zur Römisch-Katholischen Kirche.
Die Orthodoxen Kirchen sind aus dem «Morgenländischen Schisma» 1054 hervorgegangen und seitdem von der Römisch-Katholischen Kirche getrennt. Sie werden auch Ostkirchen genannt, weil sie im Ostteil des alten Römischen Reiches oder sogar ausserhalb entstanden sind. Die Bezeichnung der Orthodoxen Kirchen richtet sich nach dem Herkunftsort, so zb. Serbisch-Orthodoxe Kirche, Griechisch-Orthodoxe Kirche etc. Viele dieser Kirchen sind autokephal, das heisst mit «eigenem Haupt», dem Recht zum eigenständigen Einsetzen ihres Oberhaupts (meist Patriarch) als höchstem Ausdruck völliger Unabhängigkeit, versehen. Der «Ökumenische Patriarch» von Konstantinopel besitzt einen Ehrenvorrang, aber keinerlei Rechte gegenüber den anderen Kirchen. Die unter dem Ökumenischen Patriarchat zusammengeschlossenen Kirchen anerkennen sich gegenseitig. Aus den Mönchen gehen die Bischöfe hervor, die wiederum Bischöfe Priester zur Amtsausübung bevollmächtigen. Frauen sind von klerikalen Ämtern ausgeschlossen. Zentrale Merkmale des Orthodoxen Gaubens sind ein starker Glaube an den Heiligen Geist und eine ausgeprägte Heiligen/Ikonen-Verehrung, die sich auch in der Gestaltung der Kirchensäle widerspiegelt. Des weiteren hat die Fastenpraxis einen hohen Stellenwert.
Der Begriff «Protestantisch» wird oft als Synonym für Reformatorisch verwendet. Protestantisch bedeutet in erster Linie im Sinn des lateinischen Verbs pro-testari «Zeugnis ablegen für» das Wort Gottes.
Im 16. Jahrhundert gab es innerhalb des Christentums grosse Spaltungen. Daraus hervorgegangen sind eine ganze Reihe Kirchen und Bewegungen. «Reformatorisch» enthält den Anspruch, Kirche zu sein, die durch das Wort Gottes erneuert ist und sich immer neu vom Wort Gottes in Frage stellen lässt. Allen gemeinsam ist die Ablehnung des Papsttums. Die grösste reformatorische Kirche bei uns ist die Evangelisch-reformierte Kirche. Aus Deutschland und Skandinavien stammen die meisten Mitglieder der Lutherischen Kirche. Beide Kirchen entstanden im 16. Jahrhundert. Zur gleichen Zeit bildeten sich die Täufergemeinden, die in unserer Region als Mennoniten vertreten sind. Weitere reformatorische Freikirchen sind die Evangelisch-methodistische Kirche, die Freie Evangelische Gemeinde, die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten und eine ganze Reihe von weiteren Freikirchen. Die Pfingstbewegung ist auch ein Teil der reformatorischen Bewegung. Speziell ist die Stellung der in England entstandenen Anglikanischen Kirche. Sie versteht sich als «Weg der Mitte» zwischen den Reformierten Kirchen und der Römisch-Katholische Kirche. Mit der Evangelisch-reformierten Kirche hat sie Abendmahlsgemeinschaft.
Die «Charismatische Bewegung» ist ein geistlicher, transkonfessioneller Neuaufbruch, der sich in den sechziger Jahren in evangelischen und römisch-katholischen Gemeinden, vor allem in den USA, entwickelt hat. Zentral für die Charismatische Bewegung sind das Wirken und die Gaben des Heiligen Geistes. Der Grundauftrag dieser Bewegungen ist es, das Erlebnis der Taufe im Heiligen Geist (= Erlebnis der Umkehr, auch ‹Wiedergeburt›) zu fördern und damit die lebendige Beziehung zu Jesus Christus, das persönliche Verhältnis zu Gott, zu stärken. In gängigen Gottesdiensten (siehe unter Pfingstliche Gemeinden) haben Charismen keinen Platz. Deshalb nehmen sowohl die Charismen als auch der Lobpreis, (der Dank für alles, was der Mensch empfängt,) in charismatischen Gottesdiensten viel Raum ein.
Die «Charismatische Bewegung» ist nichts Geschlossenes. Ihre Anliegen werden in Landes- und Freikirchen gelebt. Die Grenze zwischen charismatischen und pfingstlichen Gemeinden ist fliessend. Oft werden die Begriffe «charismatisch» und «pfingstlich» als Synonym verwendet.
Die Pfingstbewegung ist ein Teil der reformatorischen Bewegung und gleichzeitig eine Sammelbezeichnung für eine grosse Zahl charismatischer Gemeinden. Die Vielfalt ist sehr gross. Das Spektrum reicht von Freikirchen, die die Zusammenarbeit mit anderen Kirchen und Freikirchen suchen und pflegen, bis zu solchen, die sich abkapseln. Zentral für die Pfingstbewegung ist die Erfahrung des Heiligen Geistes, der laut Apsotelgeschcihte am Pfingsttag ausgegossenwurde und somit namengebend für die Bewegung ist. so heisst es in der Apostelgeschichte 2, 1–13 erzählt ist: Die am Pfingsttag in Jerusalem versammelten Christen konnten durch den Heiligen Geist plötzlich in fremden Sprachen sprechen und sich untereinander verstehen.» Die Charismen Zungenrede, Krankenheilung und Prophetie (das Sprechen aus unmittelbarer Eingebung des Heiligen Geistes) sind die drei urchristlichen Geistesgaben, die in den Pfingstgemeinden besonders wichtig sind. Die Praxis in den Pfingstlichen Gemeinden kann stark voneinander abweichen. Wie andere evangelikale Gemeinden pflegen pfingstliche Gemeinden die Gläubigentaufe. Nach pfingstlerischer Überzeugung gehört eine übermächtige Gotteserfahrung, die «Geistestaufe», zum vollen Christsein.
Der Begriff «evangelikal» stammt aus dem angelsächsischen Sprachraum. Seit 1966 ist er auch im deutschen Sprachraum geläufig. Als evangelikal bezeichnet werden evangelische ChristInnen, die auf die persönliche Glaubenserfahrung in Bekehrung und Wiedergeburt, Mission und Evangelisation einen Schwerpunkt legen. Häufig betonen sie die Inspiration und Autorität der Bibel, ihre Lebensanschauungen und -erfahrungen sind stark biblisch geprägt.
«Evangelistisch» als Bezeichnung nennen sich viele evangelikale Freikirchen. Die Evangelisierung (Missionierung) führen sie als Auftrag auf Jesus zurück: «Darum gehet hin und machet alle Völker zu Jüngern …» (Mat. 28, 19). Weil die Mission ein wichtiger Teil des evangelikalen Glaubens ist, könnten die meisten Freikirchen den Begriff «Evangelistisch» führen. «Evangelikale Theologie» ist oft auch missionarische Theologie.
Die ersten Fremden, die die religiöse Einförmigkeit auflockerten, waren Katholiken. Viele von ihnen stammten aus der badischen Nachbarschaft und wirkten vor allem als Dienstboten. Sie waren als Arbeitskräfte willkommen, aber als katholische Christen nur geduldet.
Im Sinne eines Entgegenkommens durfte die Clarakirche für Gottesdienste genutzt werden. Für Katholiken war von 1529 bis 1848 die freie Niederlasssung aufgehoben. Erst mit der Helvetik im Jahre 1798 erhielt die Römisch-Katholische Kirche mehr Rechte. Bis zur vollen Gleichberechtigung mit der Evangelisch-reformierten Kirche dauerte es aber nochmals rund 170 Jahre. Die Römisch-Katholische Kirche entwickelte sich im Verlauf der Jahre von einer Minderheitenkirche zu einer zweiten Volkskirche. Erst 1973 erlangte sie nach einer Volksabstimmung den Status einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft und war bis zu diesem Zeitpunkt nur als Verein organisiert. Mitte des 20. Jahrhunderts erhielt die Römisch-Katholische Kirche Zuwachs durch Gastarbeiter vor allem aus Italien, später auch aus Spanien und weiteren Ländern.
Die erste Gruppe von Menschen mit orthodoxem Glauben bildete sich in Basel um 1935. Russich-orthodoxen Gläubige errichteten ihre erste Kirche im Haus des «Christlichen Männervereins» am Nadelberg. Der Raum wurde zu jedem Gottesdienst am Sonntag neu eingerichtet; dafür musste immer die Ikonostase neu aufgestellt und nach dem Gottesdienst wieder auf dem Dachgeschoss zusammengepackt werden. Nachdem das Haus auf dem Nadelberg abgerissen wurde, ist die Kirche mehrfach umgezogen. Mehrere Jahre war die Kirche Gast in einem Nebenraum der Pauluskirche bis anfang der 80er-Jahre die heutige Kirche in den Kellerräumen an der Amerbachstrasse 72 eingerichtet werden konnte. Eine weitere russiscsprachige Orthodoxe Kirche ist inzwischen in St. Louis beheimatet.
1969 wurde die Serbisch-Orthodoxe Kirchgemeinde Heilige Dreifaltigkeit in der Schweiz als Kirchgemeinde für die ganze Schweiz unter dem Patronat der drei Schweizerischen Landeskirchen gegründet. Von Anfang an wurden in Basel regelmässig Gottesdienste gefeiert. Anfänglich in der Christkatholischen Predigerkirche, seit 1981 in der evangelisch-reformierten St. Alban-Kirche, während der Renovation im Kirchgemeindehaus St. Markus an der Kleinriehenstrasse im Kleinbasel.Von 1981 bis anfangs 2003 teilten sich die Griechisch-Orthodoxe und die Serbisch-Orthodoxe Kirche die St. Alban-Kirche. Von 2002–2003 wurde in Münchenstein eine griechisch-orthodoxe Kirche gebaut. Die feierliche Weihe fand am 12. Oktober 2003 durch den Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus I. statt.
Die grösste der orientalisch-orthodoxen Kirchen ist die Äthiopisch-orthodoxe Tewahedo-Kirche. Sie zählt zu den ältesten christlichen Kirchen. In Äthiopien wurde das Christentum mit der Tewahedo-Kirche im 4. Jahrhundert zur Staatsreligion. Auch die Eritreisch-orthodoxe Kirche trägt den Namen Tewahedo, da sie eine Abspaltung ist, die nach der Unabhängigkeit von Eritrea in den 90er Jahren entstand. In Basel wurde die Kirche 2003 von Tariku Gebre und Alex Gadissa gegründet.
2021 hat INFOREL 8 Orthodoxe Kirchen erfasst.
Erste Spuren des christlichen Glaubens finden sich in der damals zum Römischen Reich gehörenden Basler Region im beginnenden 4. Jahrhundert. Seit dem Jahr 400 sitzt in der Stadt ein Bischof. 1000 Jahre später, 1460, erhält Basel eine Universität, an der sich die humanistische Lehre verbreitete. Ihr entspringt unter anderem das Gedankengut der Reformation. Nach langen Auseinandersetzungen setzt sich die Reformation unter der geistigen Leitung von Johannes Oekolampad definitiv 1529 in Stadt und Landschaft durch. In der Folge wurde die Evangelisch-reformierte Kirche zur Staatskirche der Stadt Basel.
Basel wurde mit der Reformation 1528/29 zu einer rein reformierten Stadt. Die damals noch kleine Stadt am Rheinknie war praktisch nur von Einheimischen bewohnt, die alle gleichzeitig der reformierten Kirche angehörten. Die Stadt und damit auch die Kirche erhielten schon bald Blutauffrischung durch italienische und französische Glaubensflüchtlinge. Die sogenannten Hugenotten aus Frankreich gründeten schon im Jahre 1572 die Eglise Française Bâle. Sie erhielt auch in den folgenden Jahren bis weit ins 17. Jahrhundert immer wieder Zuzug Der einzige erlaubte Gottesdienst war der evangelisch-reformierte in einer evangelisch-reformierten Kirche mit einem evangelisch-reformierten Pfarrer.
Die Frage nach der rechten Gestalt evangelisch-reformierten Glaubens beschäftigte darauf rund 200 Jahre lang die Gemüter. Erst war man tolerant und liess Andersdenkende gewähren. Vor 1585 kam es vorübergehend sogar zu einer Kirchenunion mit dem lutherischen Südbaden. Dann aber bestimmten Strenge das kirchliche und sittliche Leben. Katholiken waren zwar geduldet, das Bürgerrecht erhielten jedoch nur Reformierte. Staat und Kirche bildeten eine in manchen Hinsichten problematische Einheit, ein Abseitsstehen war fast unmöglich. Zwei einander scheinbar entgegengesetzte und doch in vielem verwandte Geistesbewegungen brachten neues Leben in die erstarrende Situation: die der Vernunft verpflichtete Aufklärung setzte reiche menschenfreundliche Aktivitäten frei, während der auf persönliches Erleben von Gottes Zuwendung ausgerichtete Pietismus um 1720 prägend wirkte. Daraus entstand die Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts, die viele für die Kirche wichtige christlichen Werke schuf (Bibelgesellschaft, Basler Mission, Pilgermission St. Chrischona, Diakonissenhaus Riehen). Als Folge der Kantonstrennung (1833) spaltete sich die Baselbieter Kirche von derjenigen der Stadt ab. In dieser setzte sich während Jahrzehnten konservativ-erweckliches Gedankengut gerade in den herrschenden Kreisen durch, was den Begriff des «frommen Basel» entstehen liess. Die Zunahme der Nichtevangelischen führte 1911 zu einer relativen Trennung von Kirche und Staat.
Bis heute bildet die Evangelisch-reformierte Kirche die Mehrzahl der christlichen Gläubigen.
Der Römisch-katholischen Kirche erwuchs im 19. Jahrhundert Konkurrenz von der Altkatholischen Kirche (in der Schweiz: Christkatholischen Kirche), die durch die Ablehnung des päpstlichen Unfehlbarkeitsdogmas entstanden war. In Basel entstand die erste Gemeinde 1873. Als «antipapistische» Kirche wurde sie schon 1911 als öffentlich-rechtliche Körperschaft anerkannt, obwohl ihre Mitgliederzahl kaum je die Tausenderschwelle überschritt.
2021 gibt es je in Basel-Stadt und in Baselland eine Christkatholische Kirche.
Die sogenannten Täufer, Wiedertäufer oder auch Mennoniten waren die ersten vom Staat unabhängigen Kirchen und wurden lange Zeit verfolgt. In Muttenz siedelten sich im Raum Basel 1783 die ersten an und gründeten eine mennonitische Gemeinde. Aus ihnen sind eine Vielzahl weiterer freikirchlicher Gemeinschaften hervorgegangen, allen voran die Baptisten, die aus der Anglikanischen Kirche in England hervorgegangen und seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Basel mit Gemeinden vertreten sind.
Migrationsbedingt entstanden in Basel immer mehr so genannte Migrationskrichen. Gemeinschaften, die ihren Ritus und ihr Gemeinschaftsleben in
ihrer Herkunftssprache praktizieren. Anfang des 19. Jahrhunderts liessen sich Engländer in Basel nieder und begannen mit Gottesdiensten nach dem Ritus der anglikanischen Kirche Englands. Ab 1848 war die kleine Gruppe nachweislich als eigene Gemeinde, der Anglican Church Basel organisiert. In den Folgejahren sind eine Vielzahl weiterer englischsprachiger Gemeinden entstanden. Zugezogene Deutsche gründeten 1893 die Evangelisch-Lutherische Kirche Basel und Nordwestschweiz. Später kamen Lutheraner aus anderen Ländern dazu, vor allem aus Skandinavien. Vor dem ersten Weltkrieg wurde in Lausanne die erste Griechisch-Orthodoxe Kirche in der Schweiz gegründet. In der Folge entstand in Basel eine Filiale. Emigranten aus Russland gründeten die Russisch-Orthodoxe Kirche im Ausland. Seit 1969 werden in Basel regelmässig serbisch-orthodoxe Gottesdienste gefeiert. Etwa einmal monatlich versammeln sich Ägypter zur Liturgie der Koptisch-Orthodoxen Kirche. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts trugen Eingewanderte dazu bei, dass das Bild der christlichen Kirchen farbiger und vor allem mehrsprachiger wurde. So werden christliche Gottesdienste ausser in Deutsch inzwischen auch in sehr vielen weiteren Sprachen gehalten. Die Zahl der religiösen Gruppierungen neben den grossen Kirchen oder Religionen ist unüberschaubar geworden. Immer noch zählt sich die Mehrheit der Gruppierungen zum Christentum. Während die Unterschiede bei den meisten dieser Gemeinschaften nur minim sind, gibt es auch Gemeinden, die Lehren vertreten, die von der Mehrheit der Christen nicht geteilt wird: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen), Christliche Wissenschaft, Universelles Leben.
2021 hat INFOREL 139 freikirchliche Gemeinschaften und Migrationskirchen erfasst.