Der Islam führt, genauso wie das Judentum und das Christentum, seine Wurzeln auf Abraham zurück und bildet damit die jüngste der drei monotheistischen und abrahamitischen Religionen. Mit jüdischen und christlichen Gläubigen verbindet MuslimInnen die Erwartung des «Mahdi» oder «Messias». Ebenso werden die biblischen Propheten anerkannt. Entstanden ist die islamische Religion in Mekka, Saudi Arabien, als der Gesandte Mohammed ab dem Jahre 610 n.Chr. Gottes Offenbarung empfing, die später im Koran festgehalten wurde. Seither ist für MuslimInnen der Koran als heilige Schrift und Gesetzbuch genauso zentral wie der Glaube an den einen Gott. Die Religion verbreite sich ab dem 7. Jahrhundert rasch über den gesamten Mittelmeerraum, so dass sie das prädominierende Christentum stark konkurrenzierte. Mit über etwa 1.7 Milliarden AnhängerInnen bildet der Islam heute die weltweit zweitgrösste Religion.
Im der Reihe der Propheten Abraham, Moses und Jesus, halten MuslimInnen Mohammed für den letzten Propheten, dem Gottes Wort ab 610 n.Chr. offenbart wurde. Zentral war dabei der monotheistische Glaube, wonach die Menschen sich von nun an auf den einen Gott und die Pflicht ihm zu dienen, konzentrieren sollten. Das Predigen über diesen neuen Glauben in einer polytheistisch geprägten Gesellschaft, führte dazu, dass Mohammed von aristokratischer Seite boykottiert wurde und folglich er und seine Gefolgsleute von Mekka nach Medina flohen. Mohammed war religiöser wie politischer Führer zugleich und gründete in Medina den ersten islamischen Stadtstaat. Später führte er die Anhänger wieder zurück nach Mekka, eroberte die Stadt und gründete dort ein arabisches Reich, das sich in kurzer Zeit bis über Nordafrika, und Teile Europas und Asiens ausdehnte. Bis heute ist Mekka die heilige Stadt der MuslimInnen.
Das über Jahre offenbarte Wort Gottes, wurde zunächst mündlich weitergegeben und schliesslich Mitte des 7. Jahrhunderts in vereinheitlichter Buchform herausgegeben. Seitdem gilt das Buch als heilig. Inwiefern der Inhalt buchstäblich als Gottes Wort und entsprechend als unveränderlich gilt, darüber wird bis heute rege debattiert. Der Koran deckt mit seinen 114 Kapitel (Suren) ein weites Themenspektrum ab, so werden Antworten auf gesellschaftliche, rechtliche und Familienfragen gegeben, genauso finden sich Anweisungen zur Glaubenslehre oder der religiösen Praxis. MuslimInnen lesen und befassen sich sowohl privat als auch in der Koranschule (meist in der Moschee) mit dem Koran. Neben dem Koran gilt die Sunna als zweitwichtigste Rechtsquelle. In ihr sind viele weitere Handlungen und Aussprüche des Propheten festgehalten.
Einem Gefährten Mohammeds zufolge, habe dieser kundgetan, dass die Glaubenbasis des Islam auf 5 Prinzipien (Säulen) beruhe: Dem Glaubensbekenntnis, dem Gebet, der Almosengabe, dem Fasten und der Pilgerreise nach Mekka. Diese werden unter «Rituale» genauer beschrieben.
Auf dem Koran und den Hadithen basieren die «Fünf Säulen», die den Islam tragen und die für alle MuslimInnen als verbindlich gelten. Diese sind:
Das Glaubensbekenntnis heisst: «Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt ausser Allah! Ich bezeuge, dass Mohammad der Gesandte Allahs ist!» (arab.: «aschhadu an la ilaha illa llah wa schhadu anna muhammada-rasulu llah») Wer dieses Bekenntnis vor zwei Zeugen ausspricht, wird zum Muslim/zur Muslima.
Zentral im Leben der Muslime sind die fünf täglichen Pflichtgebete, die von Männern, wenn möglich in der Gemeinschaft, verrichtet werden sollten. Hierzu muss man jedoch anmerken, dass die wenigsten Muslime die 5 täglichen Pflichtgebte in ihren Alltag integrieren (können). Grundsätzlich kann überall gebetet werden. Damit das Gebet gültig ist, muss die rituelle Reinheit des Körpers, die durch bestimmte Waschungen erreicht wird, aber auch die Reinheit der Kleidung und des Gebetsplatzes, erfüllt sein. Weiter müssen sich Betende nach Mekka richten und die Gebetszeiten einhalten. Während des Gebets nehmen die Betenden bestimmte stehende und kniende Positionen ein. Die meisten Muslime haben einen Kalender, auf dem die genauen Gebetszeiten für die verschiedenen geografischen Gebiete angegeben sind. Die Gebete werden arabisch gesprochen. Von Frauen wird der Moscheegang nicht erwartet, auch wenn ihnen der Zugang zur Moschee grundsätzlich erlaubt ist. In der Regel verrichten sie ihre Gebete daheim.
Während des Ramadans wird von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang gefastet. Fasten bedeutet den Verzicht auf Essen und Trinken, aber auch auf das Rauchen und den Geschlechtsverkehr. Kranke, Reisende, schwangere und menstruierende Frauen dürfen normal essen, sollten das Fasten aber nachholen. Da sich der Islam nach dem Mondjahr richtet, das kürzer ist als das Sonnenjahr, wandert der Ramadan durch alle Jahreszeiten.
Die Armensteuer ist obligatorisch. Bevor Zakat bezahlt wird, sollen die legitimen Bedürfnisse der Familie befriedigt sein: Nahrung, Dach über dem Kopf, Kleidung etc. Zakat ist nicht zu verwechseln mit Almosen (Sadaqa), die freiwillig sind. Sie werden zwar auch empfohlen, können aber von den Gläubigen nach freiem Ermessen gegeben werden.
Es ist Pflicht für jeden Mann und jede Frau, einmal im Leben den «Hadsch» mitzumachen, sofern es die Gesundheit zulässt und in ausreichendem Masse Geld vorhanden ist. Ehepaare sollten miteinander gehen. Die Finanzierung mit einem Kredit ist nicht erlaubt. Der Hadsch erinnert an Ibrahim (Abraham), der von Gott auf die Probe gestellt wurde, indem er seinen Sohn opfern sollte (Koran, Sure 2, 124), der dann mit einem grossen Schlachtopfer ausgelöst wurde.
Nach muslimischen Glauben wird die Auferstehung der Toten erwartet. Nach dem Tod wird ein Gericht entscheiden, ob die auferstandenen im Paradies bei Gott weiterleben werden. Das Leben geht in jedem Fall unendlich weiter. Die Mehrheit der MuslimInnen legen Wert auf ein islamisches Begräbnis, auch wenn sie nicht allzu religiös leben. Der verstorbenen Person sollte ein/e MuslimIn den Azan (Gebet) ins Ohr flüstern. Sofort nach dem Tod wird der Leichnam gewaschen. Diesen Leibesdienst versehen, wenn immer möglich, die nächsten Angehörigen. Die Leiche wird in ein weisses Tuch eingewickelt. In den meisten islamischen Ländern wird kein Sarg verwendet und die Leiche nur mit dem Leichentuch umhüllt begraben. Vor dem Begräbnis wird das Totengebet verrichtet. Das Grab sollte so angelegt werden, dass der oder die Tote mit dem Gesicht in Richtung Mekka liegt. Es gilt die fortwährende Grabesruhe. In dieser Frage gehen die Meinungen allerdings auseinander.
Bereits kurz nach Gründung des Islam kam es zur bedeutenden Spaltung zwischen Sunna und Schia, die heute als die zwei Hauptströmungen bekannt sind.
Dabei wurde die Nachfolge Mohammeds für MuslimInnen zur zentralen Frage. Der Grossteil war der Meinung, dass dafür jemand aus der Gruppe seiner Gefährten am geeignetsten sei. Diese waren schliesslich mit seinen Lehren vertraut und schrieben auch den Koran nieder. So wurde einer der engsten Vertrauten Mohammed, Abu Bakr zum Nachfolger und Kalifen (Herrscher) ernannt. Auf ihn folgten die Kalifen Umar und Uthman. Sie glaubten einen Anführer zu wählen, entspräche der Tradition Mohammeds (Sunna) und begründeten damit den Zweig der Sunniten. Circa. 85-90% der MuslimInnen sind SunitInnen.
Im 8. Jahrhundert bildeten sich verschiedene Rechtsschulen heraus, welche die islamischen Quellen unterschiedlich auslegten. Sie sind nach den Exegeten Shaf'i (Schafi'iten), Hanbali (Hanbaliten), Hanafi (Hanafiten) und Maliki (Malikiten) benannt. Während sich Shaf' i und Hanbali für die Konstituierung der Gesetze sehr stark am Wortlaut der islamischen Quellen orientierten, sind Hanafis und Malikis Schule in der Tendenz freier in ihrer Interpretation. Die Rechtsschulen haben sich geografisch unterschiedlich ausgebreitet und haben je nachdem mehr auch oder weniger Bedeutung.
Eine Minderheit der MuslimInnen war nicht damit einverstanden einen Anführer durch Wahl zu bestimmen. Sie wollten, dass innerhalb der Blutlsinie, ein enger Verwandter Mohammeds die Nachfolge antreten sollte. Auch behaupteten Sie, Mohammed hatte seinen Schwiegersohn und Cousin Ali als Nachfolge vorgeschlagen. Anhänger der Shi'a Ali, der Partei Alis erachten somit Ali als den rechtmässigen Nachfolger, daraus gingen die Schiiten hervor. Bis heute sind die SchiitInnen mit 10-15 % AnhängerInnen eine Minderheit. Im Schiitentum führten weitere Auseinandersetzungen um die rechtmässige Nachfolge zu weiteren Spaltungen. So führte der Tod des 5., des 7. und es 12. Nachfolgers (Imam) zur 5er, 7er und 12er Schia, die jeweils ihr eigenes Oberhaupt haben. Die grösste Gruppe stellt die 12er Schia. Sie glauben ihr letzter Imam lebe verborgen und werde als Messias (Mahdi) zurückkehren. Als dessen Stellvertreter gelten Rechtsgelehrte, die Ayatollhas im heutigen Iran. Auch im Schiitentum gibt es unterschiedliche Rechtsschulen, darunter die bekanntesten Dschafariyya und die Zaidiyya.
Sufismus bezeichnet den mystischen Weg des Islam. Nach dem Begründer, dem persischen Mystiker Dschalal ad-Din Rumi (1207-1273), ist der Mensch auf einer Reise und sucht auf mystischem Weg die Vereinigung mit Gott. Die Anhänger des Sufismus sehen ihre Lehre nicht als ein spirituelles Produkt der islamischen Religion. Der Sufismus offenbart lediglich die innere Wahrheit des Islam. Mit der Zeit entstanden Orden, die verschiedene Meditationstechniken und damit zentrale Sufi-Rituale entwickelten. Während die einen bei ihren Zusammenkünften still im Kreis sitzen und jeder für sich die Gebete oder Formeln nur innerlich spricht, pflegen andere diese laut und oft mit Körperbewegungen unterstützt zu wiederholen. Manchmal kommen Atemübungen hinzu, im Extremfall «tanzen» Sufis, so zb bei einer der bekanntesten Meditation, dem Zikr (oder Dhikr), auch bekannt als «Tanzende Derwische», bei dem die schönsten Namen Gottes und heilige Formeln während längerer Zeit wiederholt werden. Auf Rumi geht der im Westen wohl bekannteste Orden, der Mevlevi-Orden, zurück. Einzelne aus dem Sufismus entstandene Bewegungen verstehen sich selber als universalistisch oder nicht mehr islamisch.
Der Begriff Salafismus leitet sich von den «Altvorderen» (as-salaf as-salih) ab, womit die Gefährten des Propheten Mohammeds und die erste Generation der MuslimInnen gemeint sind. Mit dieser Orientierung an den Altvorderen, entstand im 19. Jahrhundert, vor allem in Syrien und Ägypten, eine Reformbewegung, die sich Salafiyya nannte um an den gesellschaftlichen und religiösen Vorstellungen, dem «Geist» der Gründergeneration, anzuknüpfen und eine für sie angemessene neue Ordnung zu errichten. Inwiefern Politik, die Ausgestaltung des gesellschaftlichen Lebens und die persönliche Lebensführung tatsächlich den Bedingungen der Grüderzeit entsprechen sollten und inwieweit Modernisierungen begrüsst wurden, darüber gingen und gehen die Meinungen unter SalafistInnen, oder «Neo-SalafistInnen», weit auseinander. Der heterogenen Bewegung liegen verschiedene Bestrebungen zu Grunde. Folgende grosse Linien sind dabei erkennbar: «Puristische SalafistInnen», die sich auf die eigene, fromme Lebensführung konzentrieren, «politische SalafistInnen», die eine Anpassung und Ausrichtung des Staates gemäss ihrer Deutung des Islam fordern, und «terroristische SalafistInnen», die Gewalt als legitimes Mittel erachten um die eigenen religiösen Vorstellungen durchzusetzen.
Gab es vor rund 50 Jahren noch kaum muslimische BürgerInnen in der Schweiz, ist deren Anzahl innerhalb weniger Jahrzehnte stark angestiegen. Der grösste Teil der MuslimInnen kam in den 60er und 70er Jahren aus der Türkei und aus Ex-Jugoslawien, einzelne aus vielen anderen Ländern.
Eine Gruppe türkisch-sunnitischer MuslimInnen begann sich Anfang der Siebziger Jahre an wechselnden Orten regelmässig für das gemeinsame Freitagsgebet zu treffen. Als Lokale dienten anfänglich kirchliche oder soziale Räumlichkeiten, die sie für ein Fest, während des Ramadan, oder ein- bis mehrmals wöchentlich benutzten.
Sie beteten gemeinsam, übten sich im Lesen des Koran und begannen, ihr Wissen ihren Kindern weiterzugeben. Bald entstanden erste Vereine mit festen Strukturen. Die ersten islamischen Zentren entstanden 1971, darunter die Islamische Glaubensgemeinschaft (Liestal Moschee) und die Moschee Kommission Basel (Kaserne Moschee) in Basel.
Volkszählungen (Jahr/MuslimInnen): 1960: 4 / 1970: 463 / 1980: 2'156 / 1990: 7'878 / 2000:12'643 / 2017: 13'381
2024 gibt es in Basel-Stadt 14 sunnitische Zentren, in Allschwil, Muttenz, Bottmingen, Pratteln und Liestal je ein Zentrum. Zudem gibt es in Basel-Stadt ein schiitisches Zentrum.
Die meisten Zentren sind nach Sprachzugehörigkeit organisiert: Albanisch: 3, Mazedonisch: 1, Arabisch: 3, Bosnisch: 1, Türkisch: 8
Bis auf ein Zentrum sind alle sunnitisch, mehrheitlich hanefitisch, aber offen für alle MuslimInnen. Die befragten MuslimInnen legen Wert darauf, dass für sie die Zugehörigkeit zu einer Richtung, einer Rechtsschule, sowie Nationalität und Rasse unwichtig seien. Die Vereine wollen sich als politisch neutral verstanden wissen. Mit Ausnahme der Islamischen König Faysal Stiftung sind alle Zentren, unabhängig von der Organisationsform, finanziell autonom. Die Mehrheit der islamischen Zentren von Basel-Stadt und Basel-Landschaft sind lose verbunden durch die Basler Muslim Kommission.