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Sikh

Die Sikh-Religion wurde von Guru Nanak im 15. Jh. als Reaktion auf die Feindseligkeiten zwischen Hindus und MuslimInnen in der nordindischen Region Punjab gegründet. Entsprechend bilden friedliche und demokratische Werte das Fundament der Gemeinschaft. Nanak verstand sich als Reformer eines, seiner Meinung nach, sinnentleerten ritualisierten Hinduismus und eines erstarrten Islam, aber nicht als Gründer einen neuen Religion. Er lehrte einen Monotheismus, kombiniert mit dem Glauben von Tod und Wiedergeburt. Die weltweit rund 25 Millionen Anhänger leben nach wie vor in Indien, wo sie seit ihrer Gründung als Minderheit bedroht sind.

Lehre und Ziele

Gründung

Guru Nanak, Buchhalter und von spirituellen Fragen getrieben, erachtete die Rituale, die Verehrung der Propheten und das rigide Kastenwesen im Hinduismus als Hindernis für das was er als das Wesentliche im Glauben hielt - die Beziehung und Hingabe zu Gott. In Folge einer göttlichen Offenbarung um das Jahr 1500 zog er von da an als Prediger durchs Land und verkündete eine neue Form der Lebensführung. Er wurde der erste von zehn Sikh-Gurus, deren Lehre alle im heiligen Buch der Sikh, dem Adi Granth, gesammelt wurden. Dieses Buch bildet den letzten Guru der Sikhs, genannt Guru Granth Sahib.

Gottesvorstellungen und Prinzipien

Die Sikhs glauben an den einen Gott, der sich ihrer Überzeugung nach nicht von dem der anderen monotheistischen Religionen unterscheidet. Lediglich die Form der Hingabe soll eine andere sein. Gleichzeitig glauben sie an den Wiedergeburtenkreislauf. Die drei Grundsätze im Sikhisms sind: Arbeite für deinen Lebensunterhalt, arbeite hart und teile das was du hast. Zentral für die Sikhs ist auch die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit und das Gleichheitsprinzip. Das Kastenwesen wird genauso abgelehnt wie die Geschlechterdiskriminierung. Auch Priester gibt es keine. Jede und jeder ist bei Zeremonien befugt den Kultus, nämlich aus dem Heiligen Buch vorzulesen, auszuüben.

5 K's

Sikhs befolgen einen strengen Verhaltens- und Moralkodex und halten sich als Zeichen ihrer Mitgliedschaft an die «5 K's», die für sie stark symbolisch sind. Kesh, das ungeschnittene Haar gilt als Geschenk Gottes und soll Eitelkeit verhindern. Sikh-Männer erkennt man oft an ihrem Turban (Dastar), worunter das lange Haar zweimal täglich mit dem Kanghar sorgfältig gekämmt wird. Dieser regelmässige Akt soll an die Hingabe zu Gott erinnern. Der stählerne Armreif Kara mahnt die TrägerInnen die 5 Laster Wollust, Habgier, Zorn, Selbstsucht und Weltlichkeit zu vermeiden. Schliesslich stehen die Kachera, eine Art Baumwollshorts, für die sexuelle Mässigung und allgemeine Überwindung von Begierden aller Art.

Heilige Schrift

Der 10. Guru Gobind Singh erachtete sich selbst im 17. Jahrhundert als den letzten menschlichen Guru. Er vollendete das erste heilige Buch, Adi Granth, benannte es um in Guru Granth Sahib und erklärte das heilige Buch als Quelle des Spirituellen zum Guru. Der Guru Granth Sahib ist somit Heilige Schrift und spiritueller Führer in einem.
Der Guru Granth Sahib enthält Texte von 26 Autoren aus unterschiedlichen religiösen Traditionen in verschiedenen Sprachen und bildet eine 1460 Seiten umfassende Hymne an Gott. Das heilige Buch nimmt bei Sikhs einen grossen Stellenwert ein und wird deshalb mit grösstem Respekt behandelt. So bekommt das Buch meist einen erhöhten Ehrenplatz und Menschen nähern sich ihm nur ohne Schuhe und mit Kopfbedeckung. Tagtäglich finden Lesungen daraus statt.

Glaube und Rituale

Gebet

Im Sikhismus wird mehrmals täglich gebetet, sowohl allein als auch in Gemeinschaft. Traditionell die 5 Morgengebete, das Abend- und das Nachtgebet. Als erstes wird morgens das Heilige Buch feierlich mit Gebeten aus dem Bett geholt und auf den Thron gelegt, ausgewickelt und an einer beliebigen Stelle geöffnet. Diese Seite wird als Erstes gelesen. Abends wird das Buch ebenso zeremoniell und mit Gebeten begleitet wieder eingewickelt und auf sein Gestell zu Bett gelegt.

Tempel und Gottesdienst
Der Gurudwara ist der Sikh-Tempel, der zur Anbetung, dem Austausch über Gott, der Meditation, und auch als sozialer Treffpunkt dient. Das Gebäude hat keine besondere Form und lediglich die Einrichtung für das Heilige Buch Guru Granth Sahib hat kultischen Charakter. So liegt das Heilige Buch stets zugedeckt auf einem erhöhten und geschmückten, überdachten Gestell (Palki), das eigentlich eine Sänfte ohne Tragholmen ist. Der Gottesdienst besteht vor allem aus Lesungen aus dem Buch und einem gesungenen Gotteslob. Die Anwesenden wechseln sich in der Rezitation ab. Die Zusammenkunft hat keinen offiziellen Anfang und Ende und dauert mehrere Stunden. Deshalb ist es üblich, dass die Menschen zwischendurch oftmals den Versammlungsraum verlassen um mit anderen Anwesenden einen Tee zu trinken. Abschliessend sind alle zur öffentlichen Küche, dem gemeinsamen Essen, eingeladen.
Religiöse Gegenstände
Das Khanda ist das bekannteste Symbol der Sikhs. Es steht für eine Waffe und weitere spirituelle Symbole:
  • Dem doppelschneidigen Schwert, das Gutes und Böses trennen soll
  • Der Wurfscheibe, die dafür steht, dass Gott ohne Anfang und Ende ist
  • 2 Schwertern, die die weltliche und spirituelle Autorität symbolisieren
Tod und Begräbnis

Sikhs glauben an die Wiedergeburt. Sterbenden wird aus dem Heiligen Buch rezitiert. Nach Eintritt des Todes wird die Leiche, üblicherweise von Familienmitgliedern, gewaschen und neu eingekleidet. Die 5 K's sollten dabei nicht entfernt werden. Danach erfolgt die Kremation, wobei gebetet und gesungen wird. Im Anschluss fahren die Trauernden zum Gurudwara wo die eigentliche Abdankungsfeier mit Lesungen, Gesängen und öffentlicher Küche stattfindet. Später wird die Urne beim Krematorium abgeholt und in einen Fluss gestreut

Geschichte und Entwicklung in der Region

Geschichte

In Folge heftiger Auseinandersetzungen mit der indischen Regierung, gelangte 1984 eine erste grössere Gruppe Sikhs in die Schweiz. Von 1984 bis Anfang der neunziger Jahre lebten mehrere Hundert Sikh in Basel und Umgebung, weitere lebten in anderen Teilen der Schweiz. Zeitweilig stieg die Zahl der Asylsuchenden bis auf rund 3000. Allerdings wurden nur einzelne wenige als Flüchtlinge anerkannt. Ein Teil der Abgewiesenen wurde nach Indien zurück geschickt.

In den 1980er Jahren wurden jährlich mehrere Feste in verschiedenen Schweizer Städten in gemieteten Sälen gefeiert. 1988-1989 gab es in Basel an wechselnden Orten einen kleinen Tempel (Gurdwara), wo jeden Sonntag Gottesdienste gefeiert wurden. Unter dem Namen SIS SIKH-Stiftung (Schweiz) Langenthal baute 2006 die Sikh-Gemeinschaft in der Schweiz einen Gurdwara nach indischem Vorbild in Langenthal. Die andere Gruppe nennt sich Sikh Gemeinde Schweiz (Däniken) und hat 2002 in Däniken, Solothurn in einer ehemaligen Fabrikhalle ihren Gurdwara eröffnet. Seit 2015 gibt es in der Gemeinde Bassersdorf in der Nähe von Zürich in einem ehemaligen Fabrikgebäude einen weiteren Tempel, den Gurdwara Sahib Swiss (Bassersdorf). In der Welschschweiz wurde bereits 2008 mit dem Aufbau einer Gemeine begonnen. Der Gurdwara Ahib Guru Nanak Sabha Geneva besteht zur Zeit aus einer monatlichen Zusammenkunft in einem gemieteten Saal.

Aktuell

2021 bestehen in der Schweiz vier Sikh-Gemeinschaften.

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