Die Jesuiten, ihr offizieller Name ist «Gesellschaft Jesu», sind eine Ordensgemeinschaft innerhalb der Römisch-Katholischen Kirche. Sie wurde durch Ignatius von Loyola (1491–1556) gegründet. In der Schweiz bestehen sechs Gemeinschaften, sogenannte Kommunitäten, von denen sich eine in Basel befindet.
Gründer der «Gesellschaft Jesu» (Societas Jesu), wie der Jesuitenorden offiziell heisst, ist der Heilige Ignatius von Loyola (1491–1556). Ignatius stammte aus einer baskischen Adelsfamilie, wurde Offizier und musste jedoch aufgrund einer Verwundung seine militärische Laufbahn aufgeben. Während einer langen Genesungszeit entschloss er sich, sein Leben in Zukunft religiös auszurichten. Er begab sich auf eine Pilgerreise nach Palästina und studierte nach seiner Rückkehr Philosophie und Theologie in Spanien und Frankreich. Im Laufe seiner Studienjahre in Paris sammelte er eine Gruppe Gleichgesinnter um sich. 1534 legten Ignatius und seine Freunde ihre ersten Gelübde ab. 1540 wurde ihre Gemeinschaft von Papst Paul III. als Orden anerkannt. Beim Tod ihres Gründers im Jahre 1556 zählte die Gesellschaft Jesu schon 1'000 Mitglieder.
Der Orden errichtete zahlreiche Schulen und Kollegien in ganz Europa und darüber hinaus und die Jesuiten brachten die Botschaft des Evangeliums in die «neu entdeckten» Länder und Kontinente. Aufgrund ihrer theologischen Ausbildung wurden sie auch eingeladen, als Berater am Konzil von Trient mitzuwirken. Der Erfolg brachte aber auch Probleme mit sich. So wurde der Orden im letzten Jahrhundert in verschiedenen Ländern verboten, weil man ihn als Machtinstrument der Päpste verdächtigte. In der Schweiz wurde nach dem Sonderbundskrieg der Jesuitenartikel in die Bundesverfassung von 1848 aufgenommen, der den Jesuiten verbot, eigene Schulen zu errichten und Pfarreien zu führen. Erst 1973 haben Volk und Stände mit einer Volksabstimmung diesen religiösen Ausnahmeartikel aus der Bundesverfassung gestrichen.
In Basel begann der Jesuitenpater Abbé Joye 1886 mit der Jugendseelsorge und gründete am Byfangweg ein Wohnheim für Waisenkinder und Lehrlinge, das «Vinzentianum», das spätere «Borromäum». Es war das erste Jugendzentrum der Stadt und wurde unter Abbé Joye auch zum ersten Kino in Basel. Später entwickelte es sich immer mehr zu einem Bildungszentrum für Gymnasiasten, die dort Kurse in Philosophie und Religion besuchen konnten. Das Wohnheim Borromäum beherbergt heute vor allem Uni-Studierende, aber auch Lehrlinge.
Nebst dem Byfangweg ist die Herbergsgasse für die Jesuiten in Basel ebenso bedeutsam. Ab 1930 beauftrage der Bischof von Basel die Gesellschaft Jesu aufgrund der angewachsenen Zahl katholischer Studenten und Akademiker an der Basler Universität mit der Studierenden-Seelsorge. Die ersten Räumlichkeiten dafür befanden sich am Blumenrain 10, im Jahr 1937 erwarb der Augustinusverein an der Herbergsgasse das klassizistische Palais der Familie Burckhardt-Vicarino. 1957 kaufte der Verein die Liegenschaft am Petersgraben 15 hinzu. In den 1950er und frühen 60er-Jahren war das alte Studentenhaus ein sozialer Treffpunkt, Ort des Austausches sowie kultureller Veranstaltungen und des Engagements. 1965–1967 wurde das heutige katholische Studentenhaus gebaut.
In den 1990er-Jahren entstand die Vision, das Haus zu einem offenen und gut frequentierten universitären Treffpunkt zu machen. Heute leben im Wohnheim etwa 75 Studierende mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründen. Im Studentenhaus an der Herbergsasse 7 befinden sich zudem der Sitz der katholischen Universitätsgemeinde (kug) und seit 2020 auch derjenige der Jesuiten-Kommunität Basel – die Kommunität im Borromäum wurde damals aufgelöst.
Die Gemeinschaft über sich:
«Die geistige Ausrichtung der Gesellschaft Jesu ist stark geprägt von der spirituellen Erfahrung ihres Gründers, des Hl. Ignatius, der seinen eigenen religiösen Weg im Exertitienbuch für andere nachvollziehbar gemacht hat. Es geht darin um einen Weg der persönlichen Christus- und Gottesbeziehung und um den grossherzigen Dienst an Gott und den Menschen. Dafür legt der Jesuit die drei klassischen Gelübde des Gehorsams, der Ehelosigkeit und der Armut ab. Der Jesuit soll ein 'contemplativus in actione' sein, einer, für den Gebet und Aktion in eins fallen und sich gegenseitig befruchten.
Er soll weiter alles 'zur grösseren Ehre Gottes' tun und den Menschen helfen, mehr Mensch zu werden. Jesuiten setzen sich weltweit ein für Glaube, Gerechtigkeit, Ökologie und Menschen am Rande der Gesellschaft. Die Gesellschaft Jesu nimmt die je neuen Herausforderungen an. So ist die Gesellschaft trotz ihrer 450 Jahre ein moderner, zeitgemässer Orden der römisch-katholischen Kirche, der heute weltweit tätig ist und insbesondere in Fragen der Wissenschaft, der Theologie und des interreligiösen Dialogs, aber auch auf dem Gebiet der Erziehung, der Gerechtigkeit und der Inkulturation wichtiges geleistet hat und noch immer leistet.»
Es findet ein Sonntagabendgottesdienst um 19.30 Uhr in St. Clara statt. Die Patres verantworten in Basel zudem die katholische Uni-Seelsorge und die katholische Uni-Gemeinde mit vielfältigem Programm für interessierte Studierende. Zudem sind die Patres als Aushilfe in Pfarrgemeinden tätig und geben Exerzitien in der Schweiz und in Deutschland.
Im katholischen Studentenhaus gibt es eine Bibliothek für Theologie, Philosophie, Spiritualität und Weltanschauung mit einer schwerpunktmässig katholischen Ausrichtung.
Die öffentlichen Räumlichkeiten im Studentenhaus an der Herbergsgasse 7 (Cafeteria, Foyer, Kapelle und Lesesaal) werden rege von BewohnerInnen, universitären und anderen Gruppen wie auch Einzelpersonen genutzt.
Der Tätigkeitsbereich der Jesuiten ist vielseitig. Sie helfen mit oder betreiben selbst Schulen, Hochschulen, Universitätsgemeinden, Pfarreien, Flüchtlingshilfe, Seelsorge und geistliche Begleitung in allen Bereichen, Exerzitien, sozial-ökologische Transformation und Leadership.
Der Gesellschaft Jesu steht der Generalobere mit Sitz in Rom vor. Er wird von der Generalversammlung (Legislative) gewählt und ihm unterstehen die Provinziäle. Innerhalb der Provinzen gibt es wiederum einzelne, von einem Superior geleitete Kommunitäten. Dem Kontakt unter Jesuiten, dem Austausch und der gegenseitigen Information über Arbeit, Projekte und Schwierigkeiten wird eine grosse Bedeutung beigemessen.
Der Orden umfasst vor allem Priester, aber auch Laienbrüder. Voraussetzung für die Aufnahme ist physische und psychische Gesundheit und der Wille, den Satzungen des Ordens gemäss leben zu wollen. Nach einem zweijährigen Noviziat und den ersten Gelübden schliesst sich für Priesteramtskandidaten ein Philosophie- und Theologiestudium an, für Laienbrüder oft eine weitere berufliche Aus- und Weiterbildung. Nach der Priesterweihe erfolgt eine Spezialisierung je nach Eignung und Bedürfnissen. Nach mehreren Jahren Einsatz im Orden und einem weiteren spirituellen Ausbildungsjahr werden die feierlichen letzten Gelübde abgelegt.
Jesuiten unterscheiden zwischen apostolischen Werken und Kommunitäten, auch finanziell. Mitglieder der Kommunitäten sollen einen einfachen Lebensstil pflegen. Was Einzelne erhalten geht an die Kommunität, was Einzelne benötigen, erhalten sie von ihr. Das Geld wird für die täglichen Ausgaben der Kommunität genutzt und um die Jesuitenmission «Jesuiten weltweit» oder andere Projekte zu unterstützen.
In Mittel -und Nordeuropa verzeichnet der Orden einen Mitgliederschwund. Im globalen Süden und Osten eher eine Zunahme. 2018 betrug die weltweite Mitgliederzahl rund 17'000, aktuell sind es etwa 14'800 Mitglieder, wovon 41 in der Schweiz wirken. (Stand: 2021)
Der Jesuiten-Orden arbeitet mit verschiedenen Organisationen zusammen, seien es andere Konfessionen oder auch andere Religionen. Jesuiten vertreten einen katholischen Standpunkt und sind ökumenisch und interreligiös offen.
Die Gemeinschaft unterstützt die Mission Jesuiten weltweit.
Jesuiten-Kommunität, kath. Studentenhaus
Herbergsgasse 7, 4051 Basel
Web: jesuiten.org