Erklärungen und Stellungnahmen von INFOREL zu bekannten und teils kontroversen Begriffen im Umfeld von Religion und Religionen. Die Liste wird laufend ergänzt.
Der Begriff «Weltreligionen» wird häufig als Beschreibung für Religionen verwendet, die heute weltweit verbreitet und allgemein bekannt sind. Im alltäglichen Gebrauch ist dieser Begriff meist verständlich. Aus religionswissenschaftlicher Sicht ist er allerdings umstritten, denn es gibt keine allgemeingültige Definition, die Weltreligionen von Nicht-Weltreligionen abgrenzt. Mögliche Kriterien für die Bestimmung als Weltreligion könnten sein:
Sehr enge Definitionen, bei denen alle Kriterien erfüllt sein müssen, zählen deshalb nur das Christentum, den Islam und den Buddhismus zu den Weltreligionen. Oft kommen bei einem weiter gefassten Verständnis und aufgrund ihrer geschichtlichen Bedeutung der Hinduismus und das Judentum hinzu – manchmal zusätzlich der Zoroastrismus, der Konfuzianismus, der Sikhismus oder auch die Bahá'í-Religion.
«Sekte» war im antiken lateinischen Sprachgebrauch (secta: Richtung, Partei; sequi: nachfolgen) die Bezeichnung für eine religiöse Partei, die sich entgegen der Richtung von vorherrschenden Gruppierungen oder Meinungen bewegte. Im Altertum und im Mittelalter wurde «secta» wertneutral im Sinne von «Gefolgschaft» oder «Glaubensgemeinschaft» angewandt, das katholische Christentum wurde in diesem Sinn auch als «secta christiana» bezeichnet.
Heute ist das anders, ist doch der Begriff im Alltagsgebrauch ausschliesslich negativ konnotiert. Er ist eine abwertende und delegitimierende Fremdbezeichnung, die häufig eine Unterscheidung zwischen «seriösen Glaubensgemeinschaften» und «gefährlichen Sekten» impliziert. Im wissenschaftlichen Sprachgebrauch ist der Begriff deshalb nicht dienlich und eine unumstrittene Definition dessen, was eine Gemeinschaft zur Sekte macht, gibt es nicht. INFOREL verzichtet aus diesen Gründen auf den Sektenbegriff.
Die folgenden Fragen können dazu dienen, potenziell problematische Strukturen oder Merkmale einer Gemeinschaft zu identifizieren. Werden eine oder mehrere Fragen mit «Ja» beantwortet, lohnt es sich wahrscheinlich, genauer hinzuschauen. Das heisst allerdings noch nicht, dass eine Bejahung von einer oder mehreren Fragen tatsächlich heisst, dass es sich um eine «gefährliche» Gemeinschaft handelt. Umgekehrt sind Gemeinschaften ohne zutreffende Kriterien aus dieser Liste nicht automatisch unproblematisch. Wir empfehlen Ihnen bei Unsicherheiten oder Problemen sich an die entsprechenden beratenden Fachstellen zu wenden.
Der Begriff geht auf einen Bibelkonferenz in Niagara (New York) im Jahr 1895 zurück, an der konservative Protestanten fünf grundlegende, unumstössliche christliche Wahrheiten, sogenannte «fundamentals» beschlossen, nämlich:
Wurde der Begriff des Fundamentalismus zunächst nur im Bereich des amerikanischen Protestantismus im Zusammenhang mit einer ablehnenden Haltung gegenüber der Aufklärung und einer apokalyptischen Weltsicht gebraucht, prägten ihn später auch ähnliche Phänomene aus anderen Religionen. Kriterien, die mit religiösem Fundamentalismus in Verbindung gebracht werden, sind eine strenge Befolgung bestimmter traditioneller Glaubensinhalte, Opposition zu sozialen oder politischen Mächten, Exklusivität und Ablehnung von Relativismus und Pluralismus (Wörterbuch der Religionen, 2006).