Die Religionslandschaft in der Schweiz hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert. Sie ist diverser geworden und immer mehr Menschen gestalten ihr religiöses Leben auf individuelle Weise. An dieser Stelle sind einige Angaben und Statistiken für die Schweiz und die Stadt Basel im Speziellen zusammengetragen. Ergänzt werden diese durch Beobachtungen von INFOREL. Zudem wird im Folgenden auch thematisiert, was bei der Angabe von Mitgliederzahlen und Statistiken zu religiösen Gemeinschaften zu beachten ist.
Die Religionslandschaft in der Schweiz verändert sich seit einigen Jahrzehnten sehr stark. Erhebungen des Bundesamtes für Statistik seit 1970 zeigen, dass der Anteil der reformierten und der katholischen Bevölkerung gemessen an der Gesamtbevölkerung der Schweiz stark abgenommen hat: 1970 waren 49 % der Bevölkerung reformiert und 47 % katholisch. 2021 betrug der Anteil KatholikInnen in der Bevölkerung noch 32,9 % und nur noch 21,1 % der Bevölkerung waren Mitglied einer reformierten Kirche. Fast ein Drittel der Bevölkerung bezeichnet sich heute als konfessionslos. Die Erhebungen zeigen zudem, dass die religiöse Vielfalt in der Schweiz zunimmt und der Anteil der Bevölkerung steigt, die einer islamischen, hinduistischen, buddhistischen, christlich-orthodoxen oder altorientalischen Glaubensgemeinschaft angehört. Zusätzlich erwähnt der Bericht in Bezug auf die religiöse Vielfalt auch die Bedeutung von protestantischen Freikirchen.
Rund 2,4 Millionen Personen waren im Jahr 2000 Mitglied einer evangelisch-reformierten, rund 3 Millionen Mitglied einer römisch-katholischen Kirch ein der Schweiz. 2021 zählt die evangelisch-reformierte Kirche ca. 800'000 weniger. Ein ähnlicher Verlauf zeigt sich bei der römisch-katholischen Kirche. Wie bereits erwähnt, sind diese Zahlen in den letzten Jahrzehnten sehr stark in Bewegung geraten. Hinzu kommt, dass das Feld der christlich geprägten Gemeinschaften durch eine wachsende Zahl von Frei- und Migrationskirchen von einer zunehmenden Pluralität geprägt ist.
Im Jahr 2021 zeigt die Strukturerhebung die Zahl von rund 412'000 MuslimInnen. Im Jahr 2000 zählte die Eidgenössische Volkszählung rund 311'000 MuslimInnen. Die Mehrheit dieser Personen stammen aus der Türkei und Ländern in dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien, wie Bosnien-Herzegowina, Kosovo oder Mazedonien. Davon ist wiederum die Mehrheit von etwa 75 % sunnitisch, 10–15 % sind alevitisch und ein kleinerer Teil schiitisch. Allein schon deshalb sind die MuslimInnen in der Schweiz keine homogene Gruppe, aber auch innerhalb der verschiedenen Glaubensrichtungen ist die Diversität gross. Mittlerweile, gemäss der Zahlen von 2016 bis 2020, ist die Mehrheit der MuslimInnen in der Schweiz geboren.
Rund 18'000 Personen in der Schweiz wurden im Jahr 2000 als jüdisch erfasst. Die Zahl der JüdInnen in der Schweiz unterlag bis 2021 keinen großen Schwankungen. Die meisten jüdischen Gemeinden in der Schweiz sind sogenannte Einheitsgemeinden, denen alle Menschen angehören können, die eine jüdische Mutter haben. Die Bandbreite innerhalb dieser Gemeinden war und ist auch heute noch sehr gross, sie reicht von orthodox bis liberal. Auch jüdische Menschen, die nicht religiös sind, können den Einheitsgemeinden angehören. Hinzu kommt eine respektable Minderheit von orthodoxen und einige liberale Gemeinden. Daneben gibt es eine beachtliche Zahl von Jüdinnen und Juden ohne offizielle Gemeindezugehörigkeit.
Hinduismus ist ein Name für eine Gruppe von Religionen, die ihren Ursprung in Indien haben. Obwohl sie viele Gemeinsamkeiten haben, bestehen doch mehr oder weniger grosse Unterschiede. Die meisten Hindus in der Schweiz sind TamilInnen. Die Volkszählung im Jahr 2000 gab 28'000 Personen hinduistischen Glaubens an. Diese Erhebung entsprach wahrscheinlich nicht den realen Zahlen. Das Zentrum für Religionsforschung der Universität Luzern und die Strukturerhebung von 2016 bis 2020 des Bundesamt für Statistik stimmen in der Zahl von ca. 40'000 Personen überein.
Der grösste Teil der in der Schweiz lebenden buddhistischen Personen stammt aus Thailand. Die thailändische Form des Buddhismus ist Theravada («Lehre der Älteren», auch abschätzig Hinayana, «Kleines Fahrzeug» genannt). Rund 21'000 Personen gaben im Jahr 2000 Buddhismus bei ihrer Zugehörigkeit an. Zwischen 2016 und 2020 ergibt die Volkszählung rund 37‘000 Personen in buddhistischen Gemeinschaften.
Die Religionslandschaft in Basel ist divers und dem stetigen Wandel unterworfen. INFOREL macht dies unter anderem an der Tatsache fest, dass die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religionsgemeinschaft in den letzten Jahrzehnten flexibler geworden ist. Das heisst, zwischen den Gemeinschaften besteht eine grosse Durchlässigkeit. Ausserdem verändern sich auch die Gemeinschaften selbst ständig. Während einige in kurzer Zeit grossen Zuwachs erhalten und ihre Angebote ausbauen, verschwinden andere plötzlich. Nicht zuletzt nimmt auch in Basel-Stadt der Anteil von Personen ohne Mitgliedschaft bei einer öffentlich-rechtlichen Religionsgemeinschaft zu.
2010 waren laut der Strukturerhebung des Bundesamtes für Statistik 74 % der Wohnbevölkerung ab 15 Jahren in der Schweiz einer christlichen Religionsgemeinschaft zugehörig. 20 % hatten keine Zugehörigkeit und 4,5 % waren muslimisch. Alle anderen Personen, die einer nicht-christlichen Gemeinschaft angehörten – also zum Beispiel einer jüdischen oder einer hinduistischen – machten einen kleinen Rest von ungefähr einem Prozent der Wohnbevölkerung aus. In Basel-Stadt war der Anteil der Personen ohne Religionszugehörigkeit mit 43 % mehr als doppelt so hoch als im Rest der Schweiz, und auch die Anteile der Personen einer islamischen oder einer anderen Religionsgemeinschaft waren leicht höher.
Die Erhebungen schweizweit sowie in Basel-Stadt im Jahr 2021 zeigen eine Zunahme der als konfessionslos, also ohne Religionszugehörigkeit, erfassten Personen ab 15 Jahren. Ausserdem verlaufen die Mitgliederzahlen der christlichen, öffentlich-rechtlichen Kirchen abnehmend. In Basel-Stadt blieb die Zahl der muslimischen Gemeinschaften in etwa gleich, wohingegen Schweizweit ein Anstieg um etwa 1 % zu verzeichnen ist.
INFOREL publiziert jährlich ein Factsheet mit Zahlen zu den eigens erfassten Gemeinschaften und Institutionen in der Region Basel. Diese geben ebenfalls einen Einblick in die religiöse Landschaft, jedoch ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Zu finden ist das Factsheet hier.
Diese Volkszählung war zwar differenzierter als vorangegangene, trotzdem verweigerten über 15 % der Personen die Aussage oder gaben «keine Zugehörigkeit» an. Bei Personen mit einer ausländischen Staatsbürgerschaft lag der Anteil gar bei rund 20 %. Insbesondere bei Religionsgemeinschaften mit vielen Mitgliedern ohne Schweizer Staatsbürgerschaft fällt diese Lücke ins Gewicht. Anhand welcher Kriterien sich eine Person zu einer Gemeinschaft zugehörig fühlt oder genaue Zahlen zur religiösen Bevölkerung in der Schweiz ergeben sich aus solchen Statistiken nur begrenzt.
Ein konkretes Beispiel anhand der aufgeführten Kategorie der «Islamischen Gemeinschaften» illustriert diese Problematik. Die Erhebung unterscheidet nicht zwischen SunnitInnen, SchiitInnen und AlevitInnen und insbesondere bei den AlevitInnen gibt es verschiedene Auffassungen bezüglich der Zugehörigkeit zum Islam. Erschwerend kommt hinzu, dass auch bei den anderen islamischen Ausrichtungen nicht klar ist, aufgrund welcher Kriterien jemand angibt, einer islamischen Gemeinschaft anzugehören. Schätzungen gehen nämlich davon aus, dass innerhalb der Mehrheit der SunnitInnen höchstens 20 % in der Schweiz organisiert sind, das heisst, regelmässig eine Moschee besuchen. Der Rest müsste konsequenterweise als «muslimisch, konfessionslos» bezeichnet werden. Richtiger wäre für die Statistik deshalb die Frage nach dem Bekenntnis oder der Konfession, was dann allerdings auch bei anderen Religionen gelten müsste.
Die von INFOREL bei den einzelnen Religionsgemeinschaften verzeichneten Mitgliederzahlen können oft nur als relativ betrachtet werden. Zum Teil beruhen sie auf Angaben aus den Gemeinschaften, manchmal sind es auch nur Schätzungen oder Hochrechnungen, wenn keine genauen Mitgliederverzeichnisse geführt werden.
Die öffentlich-rechtlichen Gemeinschaften zählen nach Köpfen unabhängig vom Alter. Das heisst, dass ein Kind ab der Geburt zum Beispiel als Mitglied der römisch-katholischen Kirche gezählt wird, weil seine Eltern dort Mitglieder sind.
Eine spezielle Art des Zählens kennt die Israelitische Religionsgesellschaft Basel (IRG). Sie zählt nicht nach einzelnen Mitgliedern («Seelen»), sondern nach Haushalten. Wie relativ entsprechende Zahlen sind, zeigt die Tatsache, dass ein Haushalt aus einer alleinstehenden Pereson oder aber aus einer fünfzehnköpfigen Familie bestehen kann.
Bei den meisten Freikirchen braucht es für die Mitgliedschaft den ausdrücklichen Willen, der Gemeinschaft anzugehören. Normalerweise geht der Aufnahme die Gläubigentaufe voraus. Deshalb werden nur die Getauften als Mitglieder gezählt. In der Regel sind Kinder und Jugendliche statistisch nicht erfasst oder werden unter der Kategorie «Taufanwärter» oder «übrige Gottesdienstbesucher» gezählt.
Etliche Gemeinschaften kennen ausdrücklich oder stillschweigend die Möglichkeit, gleichzeitig zwei Religionsgemeinschaften anzugehören. Nicht nur bei Freikirchen
sondern bei den meisten nicht-christlichen Gemeinschaften gibt es zudem oft nur eine informelle Mitgliedschaft. Das heisst, die Zahl der eingeschriebenen Mitglieder ist von der Zahl derjenigen weit entfernt, die mehr oder weniger regelmässig Zusammenkünfte oder sonstige Anlässe der Gemeinde besuchen.
Normalerweise ist nur bei den öffentlich-rechtlichen Körperschaften der Wohnort für die Mitgliedschaft verbindlich. Zu einer Gemeinschaft zählen meistens Menschen aus mehreren politischen Gemeinden, wobei das Einzugsgebiet mehrere Kantone und das grenznahe Ausland umfassen kann. Mitgliederzahlen und Zahlen zur Religions- oder Konfessionszugehörigkeit der Wohnbevölkerung sind dementsprechend nicht gleichzusetzen.